
Oh du fröhliche
... weihnachtszeit, was denn sonst?
können sie sich noch daran erinnern, was es für sie hiess, aufs christkind (oder wahlweise den weihnachtsmann) zu warten? ich kann das! und ich bin ein bisschen heute noch davon überzeugt, dass ich das christkind habe zur türe hinausfliegen sehen, jedenfalls einen zipfel von seinem kleid, weiss und lang.
die spannung stieg ins unerträgliche, kerzen knisterten leise, zimtgeruch stieg in die nase und über allem lag ein geheimnisvoller schleier. natürlich versuchte man, durchs schlüsselloch zu linsen, und genauso natürlich hatte mutter daran auch gedacht – und es ging nicht... aber dann öffnete sich die türe und was man zuerst sah, war wirklich der baum. mit bunten kugeln, brennenden kerzen, lametta und zuckerkringeln. sehr schnell suchten die augen dann nach dem, was unter dem baum lang. es waren nicht viele päckchen, ich meine, im vergleich zu heute. feigen, datteln, als geschenk verpackt – was heute selbstverständlich auf dem tisch steht, war damals exotisch unter dem weihnachtsbaum. die lieblingspuppe bekam ein neues kleid (wann hatte mutter das bloss gestrickt – man hatte sie doch immer "unter kontrolle"?) und man selbst vielleicht ein paar warme socken, einen schal, handschuhe, eine mütze, die man sofort zum "ungeliebten objekt" erklärte. lieber würde man sich einen schnupfen holen, als dieses ding auf dem kopf spazieren tragen, und nein, auch nicht, weil weihnachten war.
basta. aber immerhin gab es auch noch einen schokoladen-weihnachtsmann und den lang erwarteten "bunten teller" mit allerlei köstlichkeiten.
der herzenswunsch damals war ein roller, so ein roter mit ballonreifen. die hatten gerade die holztrottinetts abgelöst. ach ja, roller hiessen sie erst, dann trottinetts, dann scooter, heute kickboards – wenn ich jetzt die ersten beiden namen benutze, schauen mich 6 augen fragend an. wie auch immer, der wunsch blieb wunsch, ich habe ihn nicht bekommen, weder in rot noch in einer anderen farbe.
manchmal beobachte ich, wenn ich mit den hunden in einem kleinen park in meiner nähe spazieren gehe, youngsters (merken sie was? ich wähle extra dieses wort, weil ich nicht weiss, ob sie kinder sind, junge leute, teenager oder jugendliche...), die ihre künste auf einer skate-board-bahn versuchen, die extra dafür angelegt wurde. offensichtlich sind diese künste nicht allen gelungen. jedenfalls fiel mein blick kürzlich auf den baum am rande der wiese – und grinsend stellte ich fest, dass der baum über und über mit paaren von turnschuhen behangen war. während ich auf die hunde wartete, machte ich die vorbeikommenden leute darauf aufmerksam – und ein teil davon fand das so lustig wie ich, während der andere teil über die heutigen "jungen" murrte, die verschwenderisch mit dem geld umgingen und so was macht man doch nicht und was die wohl daheim erzählt haben...
es gab wirklich einmal eine zeit, in der weihnachten erst zu weihnachten stattfand. die weihnachts-dekorationen in den läden wurden erst ganz kurz vor weihnachten ausgestellt und wir kinder drückten uns die nasen platt an den scheiben, um zu sehen, was es sonst nur im winter-wunder-weihnachts-wald gab.
heute sehe ich die ersten weihnachts-süssigkeiten in meinem lebensmittelgeschäft bereits im oktober und es vergeht mir jede lust darauf. schokoladen-weihnachtsmänner grüssen schon wochen vor dem feste und die kinder brauchen keine "bunten teller" mehr, denn das, was da drauf liegt, bekommen sie fast jeden tag, ohne besonderen anlass.
in den letzten wochen vor dem fest mag ich auch nicht mehr in die stadt gehen, überall sehe ich (und jedes jahr früher) glitzer und hinweise auf weihnachten. und gestresste gesichter.
aber was rede ich da alles, eigentlich wollte ich sie fragen, ob es ihnen mit den weihnachtsgeschenken auch so geht wie mir? was schenkt man kindern und enkelkindern, die doch (fast) alles haben?
des rätsels lösung: man schenke ihnen, was sie sich wünschen – auch wenn man selbst glaubt, dass das überflüssig ist. ein wii. wie geht ein wii? egal, ich werde es rausfinden. lego, na, das ist gott sei dank einfach, wie schön, wenn die lieben kleinen noch wirklich klein sind, gutscheine für klingeltöne fürs handy! muss das sein? klar, wenn's spass macht! (die kriegt der, der auf seinem wunschzettel unten aufgeführt hat "bitte schenkt mir keine pyjamas und unterwäsche"...)
na also, da habe ich es ja schon und ich spare mir das rennen durch die überfüllten geschäfte und bestelle schön zufrieden zu hause von meinem pc aus, wohlwissend, dass die liebe post mir alles ins haus bringen wird. unromantisch? ehrlich gesagt, auf diese art romantik kann ich mittlerweile verzichten. lieber lese ich zu hause ein gutes buch!
auf die weihnachtsfeiertage hingegen, soweit sie nicht in stress ausarten (patrik hat sich in anlehnung an amerikanische traditionen einen truthahn gewünscht, sein vater zieht wenig begeistert die augenbrauen hoch – aber ich werde ihn braten, natürlich – den truthahn, nicht den vater) freue ich mich. ich hänge dann dabei gedanken nach, die schön und auch ein bisschen traurig sind.
und dem schönsten weihnachtsabend, den ich je erlebt habe - ganz ohne baum und geklingel und geglitzer: eine weihnachtsmesse direkt am strand, eine predigt, ein chor, weihnachtslieder, gebete, alles, wie es so sein muss – und genau in dem moment, in dem der prediger sagte, "wir sind hier, am schönsten fleck der welt", versank die sonne im meer – ach ja, ich höre wohl besser auf, denn wenn ich daran denke, bekomme ich regelmässig feuchte augen.
viele schöne erinnerungen – und eine zeit mit vielen zukünftig schönen erinnerungen wünscht ihnen ihre
sybilla gladbach