Aller guten Dinge
Ich habe nachgeschlagen: „aller guten Dinge sind drei“ bedeutet, dass der dritte Versuch bei etwas der einzige ist, der auch gelingt.
Natürlich haben wir diese Äusserung stets nur im Scherz gemacht, wenn es um unsere Kinder ging. Schliesslich sind Nr. 1 und 2 bei uns auch prima geraten! Irgendwie haben wir dieses Sprichwort auch anders verstanden, als es per Definition ausgelegt wird. Für uns war klar, dass wir 3 gute Dinge wollen – also musste noch ein drittes Kind her.
Ganz so einfach war’s nicht. Während mein Mann das „üben,üben,üben“ recht locker nahm, machte ich mir tausend Gedanken darüber, weshalb ich wohl nicht schwanger wurde. War meine Einstellung falsch? Ich schon zu alt? Das Schicksal gegen uns?
Trotz dieser Gedanken haben wir irgendwann nach Jahren Glück gehabt und Nr.3 meldete sich an. Der Ultraschall ergab, dass wir wieder einen Sohn erwarteten. Wir selber wollten bewusst schon in der Schwangerschaft wissen, was es denn werden sollte. Die „Überraschung bei der Geburt“ war schon immer eine, auf die wir verzichten konnten – schliesslich hatten wir in dem Moment ganz andere Sorgen. Und eine echte Überraschung wäre es ohnehin bloss dann geworden, wenn man uns gesagt hätte, dass wir ein Bärchen bekommen hätten, statt einem kleinen, zerknitterten und lauten Baby. Unsere Vorfreude war gross und das Warten auf den Nachwuchs recht bequem, schliesslich waren wir für Jungs ja bereits bestens gewappnet. Emanuel kam also und unser Leben war um einen kleinen Menschen, der ein grosses Individuum werden sollte, reicher.
Die Mitleidswelle in unserer Umgebung spülte uns fast weg: ach ja, noch ein Junge...und ein Mädchen wäre doch so schön gewesen. Na ja, Hauptsache, gesund.
Nachdem sich aber dann doch alle in unserer Umgebung gefasst hatten, konnten wir Nr.3 bei uns integrieren. Vorbei die Zeiten, als man ruhig war, weil das Baby schlief. Als man seine Termine rund um den Rhythmus des kleinen Erdenbürgers plante. Vielmehr musste Nr. 3 ganz einfach dann mit, wann wir irgendwohin gingen und das tun, was wir anderen taten. Interessanterweise gab es nie Probleme dabei und unser Jüngster war und ist einfach pflegeleicht, zufrieden und offen für alles. Für uns als Eltern war es das erste Mal, dass wir die Ankunft eines neuen Familienmitgliedes als stressfrei empfanden, wohl, weil wir einfach schon das Gefühl hatten, „Profis“ zu sein. Kein Schreien hat uns gestresst, kein Unfall geschockt. Und die beiden grossen Brüder haben von Anfang an gelernt, was es heisst, Verantwortung zu übernehmen und freizügiger zu denken.
Wenn ich heute unseren Kleinsten anschaue, dann bin ich mir ganz sicher, dass aller guten Dinge 3 sind. Denn unsere Nr. 3 hat uns alle gelehrt, die Dinge etwas gelassener zu sehen und den Tag wieder als das zu geniessen, was er ist: ein Füllhorn an tollen Überraschungen. Vielleicht liegt es ja bei uns auch daran, dass der Altersunterschied zwischen den beiden grösseren Jungs und unserem Nachzügler so gross ist – vielleicht auch an der Reife der Eltern, die nun doch ein wenig mehr eingetreten ist. So oder so haben wir nun tatsächlich 3 gute Dinge und es ist nicht so, dass erst der letzte Versuch gemäss Sprichwort von Erfolg gekrönt war.
Nachmachen ist also empfohlen...
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Ihre
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Anna Schreiber
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