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Alltag bei uns

 (Teilauszug – den ganzen Tag mute ich niemandem zu...)

 

Morgens um 7 ist die Welt noch in Ordnung, hat da doch mal jemand geschrieben. Ich würde wetten, dass der Autor dieser Zeilen keine Kinder hatte oder aber nicht für diese zuständig war!


Morgens um 7 detoniert nämlich bei uns die Bombe, die wir unwissend vor Jahren gelegt haben, sprich: der Alltag unserer Kinder beginnt. Niemand fragt, ob auch eine Mutter bereits dann in den Tag starten möchte – das wird einfach mal vorausgesetzt. Wenn ich dann also todmüde am Frühstückstisch sitze, lausche ich andächtig Diskussionen über die Frage wessen Freunde besser sind, wie viel schneller das Brot des einen gegessen werden kann und ob es fair ist, wenn der Bruder abmachen darf und man selbst nicht. Ich kann von Glück reden dass meine grösseren Söhne mittlerweile immerhin begriffen haben dass Mami um diese Zeit noch keinen Nobelpreis für Friedensstiftung verdienen möchte und mein Knurren als ausreichende Warnung betrachten. So machen die beiden sich dann doch recht willig bereit und trollen sich in die Schule.

 

Wer nun denkt, Mami könnte sich nun eine wohlverdiente Tasse Kaffee gönnen und endlich richtig wach werden, liegt aber völlig falsch. Denn nun wacht auch unser Kleinster auf und jammert bereits wieder. Niemand kann’s ihm verdenken, sein Schnupfen hat ihn die ganze Nacht nicht richtig schlafen lassen. Mami auch nicht, denn diese musste ja dann immer mal wieder Nase putzen, Rücken streicheln, singen.... aber sei’s drum: jetzt ist also Frühstück für Emanuel angesagt. Wobei einen da ja dann doch die Frage beschäftigt, weshalb eines der ersten Worte, die ein Kleinkind zu lernen scheint, „nein“ ist? Emanuel, hier Dein Frühstücksbrot. „Nein!“. Dann halt hier die feine Ovi. „Nein!“. Emanuel, iss jetzt und leg das Spielzeug weg. „Nein!“. Je nach Stimmung und Müdigkeitsgrad der lieben Mami wird’s dann bereits zum ersten Mal am Tag ein wenig kühler im Raum. Oder aber sie lässt es für den Moment gut sein im Wissen, dass in 5 Minuten alles wieder ganz anders aussehen kann.

 

Wenn dann das Frühstück verputzt, die Zähne geputzt und die Kleider korrekt angezogen sind, kann’s losgehen: der Hund muss nach draussen.

Nun folgt der idyllische Teil, in dem man ganz gemütlich spazieren geht, sich Zeit nimmt für die vielen Steinchen und Blümchen am Strassenrand und endlich wieder Dinge sieht, die man nie mehr beachtet hat. Oder aber man sich als Mutter fragt, weshalb in aller Welt das Kleinkind weder Mütze noch Handschuhe tragen will und ausgerechnet bei Temperaturen um den Nullgradpunkt versuchen muss, ob es alleine von dem grossen Stein herunterspringen kann. An guten Tagen gelingt dem Kleinen der Sprung und dem weiteren Spaziergang steht nicht viel im Weg. Irgendwann landen wir dann wieder, durchgefroren und noch mehr schnieffend, zuhause. Und jetzt wird erst mal gespielt bis zum Umfallen.

 

Wann haben Sie sich zum letzten Mal voll auf den Bau einer Legostadt eingelassen? Klar, an und für sich kann das viel Spass machen. Wäre da bloss nicht ein Kleinkind, das konstant alles wieder zerstört, was man mit der Logik der Erwachsenen gebaut hat. Begleitet von dem bereits bekannten „nein!“, ist ja klar. Als pädagogisch denkender Elternteil besinnen Sie sich nun auf das, was man Ihnen überall erzählt und lassen das Kind selbst gewähren, damit es sich dabei entwickeln kann. Nur, dass das Kind leider keine Lust dazu hat. Zum Entwickeln wahrscheinlich schon, nicht aber zum selbst machen.

Auch das erschüttert die erfahrene Mutter nicht weiter und so versucht sie - je nach Stimmungslage – das Kind anderweitig zu beschäftigen oder aber bricht die Übung ab und geht langsam zur Vorbereitung des Mittagessens über. Dabei kann ein Kleinkind übrigens prima mithelfen, das sagt Ihnen jeder (ob Sie’s nun wissen wollen oder nicht).

Aber ganz ehrlich – und nur unter uns ;-).... – bei mir klappt das erst beim dritten Kind. Beim ersten hätte ich noch viel zu viel Angst um das Kind gehabt, beim zweiten hat’s irgendwie an der Zeit gefehlt. Jetzt aber lasse ich Emanuel mit hervorräumen, rühren, kneten, öffnen, schliessen, holen, bringen.....und spare dabei null Zeit. Aber immerhin hat das Kind ja nun die Möglichkeit, sich eben doch zu entwickeln, wenn auch nun ohne Lego’s.

 

Mit gutem Gewissen geht’s nun also weiter, bis die Haustüre aufgerissen wird und sich jemand fröhlich mit einem „Was gibt es zu essen“ und einem beinahe gleichzeitig hingemurmelten „schon wieder?“ oder wahlweise „das mag ich nicht“ bemerkbar macht. Aha, die Herren Söhne sind also wieder da und der Morgen kann bereits ausdiskutiert werden. Nach dem Austausch über die wichtigsten Ereignisse und ein wenig Ruhepause ist dann erneut der Schulweg dran und für Mami endlich doch mal Pause, weil Emanuel nun zum Mittagsschlaf verdonnert wird.

 

Und in der Pause macht Mami den Abwasch, wischt den Boden, holt und sortiert die Post, bügelt ein wenig, setzt neue Wäsche auf – die pure Lebensfreude halt.... (wird fortgesetzt...)

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