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Der andere Mann

der andere mann ist - nein, nicht was sie denken (obwohl: in manchem falle gibt es den ja auch...) - der mann von "heute".

 

ganze ehrlich: ich werde ein bisschen neidisch, wenn ich sehe, wie die jungen väter heute mit ihren kindern umgehen. und ich denke "ok, all die jahre, in denen darüber geschrieben wurde, dass die frauen sich emanzipieren sollen und die männer gefälligst auch zum haushalt und vor allen dingen zur kindererziehung beitragen sollten" waren also doch nicht für die katz. es ist etwas hängengeblieben.

 

in unserer generation war es doch selbstverständlich, dass der papi morgens aus dem haus ging und mami den haushalt schmiss. obwohl sie damit, ehrlich gesagt, auch in kürzerer zeit fertig gewesen wäre (mehr als einmal staubwischen am tag ist ja auch unsinn), war sie doch den ganzen tag damit beschäftigt.

 

natürlich gab es damals noch nicht so viele hilfsmittel wie heute. geschirrwascher z.b. (heute fast eine selbstverständlichkeit) waren ein traum, der selten in erfüllung ging und fertiggerichte oder tiefkühlkost oder auch nur "convenience food" waren damals noch kein thema (man machte dafür aber konfi und füllte einmachgläser) - wenn man einmal von erbsen und rüebli oder bohnen aus der dose absehen will. ich habe mir zwar damals schon gedacht, dass viele frauen ihr hausfrauen-dasein auch übertrieben, so quasi als "existenz-berechtigung" - denn natürlich war mir auch aufgefallen, dass es für viele schweizerinnen selbstverständlich war, sich am morgen oder auch am nachmittag zu einem plausch im café zu treffen - etwas, was zu dieser zeit in deutschland total unbekannt war.

 

ich persönlich habe es mit dem haushalt auch nicht immer so genau genommen, frei nach dem motto "man könnte vielleicht vom fussboden essen - aber wer will das schon?" - und wie schon erwähnt, füllten mich kinder, beruf und haushalt auch vollkommen aus.

 

welch ein segen wäre es da gewesen, wenn der papi auch einmal helfend eingesprungen wäre. aber in traditioneller weise war daran nicht zu denken, und ich glaube, meine schwiegermutter hätte der schlag getroffen, wenn ich ihrem sohn das auch nur zugemutet hätte.  die damaligen väter wollten nicht einspringen - ich glaube, dass die frauen da auch einen fehler gemacht haben, indem sie die väter gar nicht eingebunden haben. vielleicht hatten sie auch angst, dass ihnen dadurch ihre einmaligkeit genommen würde...

 

der "papi" war damals eine absolute respekts-person und wenn mami nicht weiter wusste, griff sie noch schnell zum satz "warte nur, bis der papi heimkommt..." am wochenende ging man zwar dann gemeinschaftlich spazieren und zeigte der welt, wie glücklich man als familie war. aber dass ein vater öffentlich gefühle für seine kinder zeigte, - das war dann doch zu viel verlangt.

 

kein wunder also, dass viele jugendliche frustriert aufwuchsen und wenn ich nun heute sehe, dass sie als quintessenz gelernt haben, mit ihren gefühlen umzugehen und es bei ihren kindern besser zu machen, dann kommt, wie gesagt, der neid in mir hoch und ich frage mich "warum konnten wir das nicht auch haben?"

 

es sind "andere männer", die da heute ihre kinder aufziehen. gott sei dank ist das so - mein grossmutter-auge ruht mit wohlgefallen auf ihnen, das habe ich auch für dich gesagt, lieber philip - denn es sind ja meine enkelkinder, die du so verantwortungsvoll mit aufziehst!

 

damals wie heute gingen viele ehen in die brüche (damals waren es mehrheitlich "ehen" - heute sind es genauso oft "partnerschaften") - vermutlich aus anderen gründen als damals.

 

während mami damals plötzlich nicht mehr viel mehr andere interessen hatte als kinder und haushalt, war papi bald einmal gelangweilt und suchte eine ansprech-partnerin, für die "kinder rund küche" nicht das hauptthema war. er orientierte sich neu und zurück blieben "scheidungswaisen" und eine frustrierte mami, die ihren ganzen lebenstraum dahingehen sah und die sich ein neues modell suchen musste.

 

und, leider war das sehr oft der fall, vergass papi dann auch sehr schnell, dass da noch kinder waren - sein neues leben stellte neue aufgaben an ihn.

 

wenn heute beziehungen auseinandergehen, dann eher aus gegenteiligen gründen: die heutigen jungen frauen lassen sich nicht mehr in ein clichè pressen, sie melden ihre bedürfnisse an - und wenn diese nicht mehr erfüllt werden, steht bald einmal die trennung zur diskussion.

 

sie sehen es: beide modelle funktionieren als solche nicht richtig (und das im übrigen auch zum thema "mütter gehören ins haus", das ja grade wieder so aktuell ist - und sie merken schon, ich stimme da nicht unbedingt zu.)

 

ich kann auch keine ratschläge geben, was nun hundertprozentig funktioniert, dafür verlaufen verschiedene leben auch zu verschieden.

 

aber was nun heute anders ist, ist, dass die männer auch nach einer trennung wenigstens noch vermehrten kontakt mit ihren kindern halten und mit ihnen auch dann noch etwas unternehmen. natürlich gibt es immer wieder schwarze schafe - aber ich beobachte das so.

 

und für viele der alleingelassenen mütter, die heute doch mehr hilfe von aussen erfahren als noch zu der "old-fashioned" zeit, als meine kinder klein waren, kommt er dann doch - der "andere mann".

 

und plötzlich ist das ein neuer kick, ein geschenk und alles sieht wieder anders aus. bis man dann merkt, dass eine beziehung mit vorhandenen kindern eben auch eine "andere" beziehung ist - und dem himmel sei dann dank, wenn der neue partner aus der generation "der neue mann" stammt...

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