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Altersweisheit

Autorenbild: muettermuetter

Nun ist es also so weit: ich werde alt!

Den Moment habe ich stets gefürchtet, die Erkenntnis so lange wie möglich zu verdrängen versucht. Aber es nützt alles nichts – die immer zahlreicher auftretenden Zipperlein beweisen es. Nicht nur, dass ich «over the hill» bin, wie es die Amis salopp ausdrücken (wie ich über nen Hügel käme in meinem jetzigen Zustand, weiss ich eh nicht). Nein, ich bin nun ja auch noch eine «alte» Mutter!


Bisher habe ich mich stets darüber aufgeregt zu lesen, dass «alte» Mütter (und hier waren Frauen gemeint, die es gewagt hatten, mit über 35 Jahren noch ein Kind zu bekommen) alles Mögliche nicht mehr schaffen sollten. Die «jungen» haben uns unterstellt, dass unsere Energie nicht mehr ausreiche für unsere Kinder. Dass wir es nicht mehr schaffen, bei deren Tempo mitzuhalten. Pah! Bis jetzt habe ich stets den Gegenbeweis geliefert und war Fussball spielend, um die Wette kletternd und rutschend oder beim Velofahren unterrichtend anzutreffen. Kein Sandkasten war sicher vor mir, so manche Schaukel bog sich unter meinem Gewicht und die Abenteuer, die ich mit meinen Jungs im nahe gelegenen Wald erlebte, waren legendär. Von wegen «alte» Mutter!


Doch vor rund einem Monat wurde mir schlagartig bewusst, dass Körper und Geist verschiedene Weg e gehen. Während mein Geist kindisch und aufgeregt dem Frühling entgegenblickte, schmerzte der Körper wie der einer alten gebrechlichen Frau im tiefen Winter. Während der Geist überlegte, welche Berge er als nächstes erklimmen und welche Flüsse er durchqueren wolle, verweigerte der Körper einfach alles, was Spass macht.

Der Besuch beim weise nickenden Arzt machte es klar: ich werde nicht jünger! Und die darauf folgende Physiotherapie führt mich mit ganz simplen Bewegungen schon an meine Grenzen, seufz. Wobei ich zu meiner Verteidigung immerhin aufführen kann, dass es sich hier durchaus nicht nur um alltägliche Bewegungen handelt!


Oder wie oft überkreuzen Sie Ihre aufgestellten Beine, greifen dazwischen durch und ziehen im rechten Winkel? Wie viele Liegestütze mit gestreckten Armen bekommen Sie hin, ohne dass Ihr Becken vom Boden abhebt? Eben.

Woher der Schaden rührt? Jahrelange Fehlhaltung, sagt mein Arzt. Und Büroarbeit am Computer. Zu wenig Bewegung ist es ja nicht, aber eben die falsche.Ein Phänomen, dem übrigens früher oder später wohl jede Mutter begegnen wird. Weil jede Mutter über Jahre Kinder trägt. Anfangs unterstützt sie ja auch der Vater ab und zu. Aber ab der 10 kg-Grenze versagt das starke Geschlecht und plötzlich hat Mami fortan Allein-Tragerechte. Mag das Kind nicht mehr laufen, ist es müde oder gar krank – Gründe fürs Tragen gibt es viele.

Irgendwann wechselt jede Mutter zum Hüftsitz und erkennt dann, weshalb der liebe Gott die Frau mit breiten Hüften ausgestattet hat. Später dann versucht man es mit Rössli-reiten, was aber nur bei einem willigen und wachen Kind möglich ist. Müde und kranke Kinder brauchen Blickkontakt. Und obwohl Mütter ja bekanntlich auch hinten Augen haben, gelingt dieser nicht so recht.


Hat man das Kind dann irgendwann der Gewichtsnot gehorchend so weit, dass es anerkennt nun schon «gross» zu sein und nicht mehr getragen werden zu müssen, ist es oft schon zu spät.

Und weil die sogenannte «moderne» Mutter dann statt Turnübungen zu machen lieber am PC die grosse weite Welt erkundet, ist der Mist gekarrt: die Schmerzen setzen langsam ein, kriechen vom Nacken her tiefer und explodieren dann im Rücken, autsch!

Seien Sie also gewarnt und ignorieren Sie ab und zu den Wunsch Ihres Kindes, getragen zu werden (natürlich nicht in Situationen, in denen das Tragen Sinn macht). Oder ignorieren Sie die Aussage Ihres Mannes, dass er dies nicht schaffe. Fordern Sie ihn ruhig heraus und packen ihn bei seinem Ehrgeiz. Damit Sie dann später gemeinsam die unmöglichen Stellungen einnehmen können, die die Physiotherapie vorschlägt im Bemühen, das Rückenweh wieder los zu werden. Oder besser noch, damit Sie als «alte» Eltern sich dann gleich gemeinsam fürs Altersturnen anmelden können!


Eine unerschütterliche Fitness wünscht Ihnen Ihre

Anna Schreiber

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