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Blickwinkel


Kleiner Gernegross

Mein 5-jähriger kann total gut selbst schwimmen. Und Lesen. Gamen sowieso. Selbst Autofahren ist kein Problem für ihn. Vorausgesetzt, man stellt ihm den Sitz richtig ein. Und man bindet ihm zuvor die Schuhe. Beim Computer muss man natürlich zuerst schon starten, sonst ist das ja auch fies. Und beim Buch dann halt die Buchstaben erklären und eine winzige Hilfe geben, was diese dann wohl zusammengehängt heissen können. Beim Schwimmen aber, da braucht er wirklich keine Hilfe. Von mir. Solange er Flügeli anhat. Sie ahnen es schon – mein Jüngster weiss, was er kann. Da lässt er wenig Einspruch gelten. Und wenn er sich ausnahmsweise mal ein klein wenig überschätzt, kompensiert er dies mit 1001 Erklärungen (deshalb wird bei uns wohl so viel geredet…).


Sandwich-Mann

Auch unserer Mittlerer weiss, was er alles kann. Und manchmal kann er sogar, was er eigentlich kann. Wenn er Lust dazu hat. Viel öfters aber kann er gar nichts, sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht und ruft direkt nach Hilfe. Wo ist? Wer hat? Wann muss? Auf der einen Seite verlässt er sich darauf, dass Mami schon alles richten wird. Auf der anderen Seite drückt die unbändige Lust der Erwachsenseins mit eigenen Entscheidungen. Der arme Kerl sitzt in der Mitte und fragt sich, weshalb in aller Welt er schon reif genug ist, seinen kleinen Bruder zu hüten, aber nicht reif genug, das Wochenende an einem wilden Open-Air zu verbringen? Auch hier wird viel geredet und ich kann Ihnen versichern, das Ende des Dialogs führt garantiert dazu, dass der Sohn nun vorerst mal nicht mehr mit einem redet…


Reifeprüfung

Nur gut, dass unser ältester Sohn das Leben aus einem ähnlichen Blickwinkel wie wir betrachtet. Seine Vernunft ist manchmal beinahe ein klein wenig beängstigend. Seine Schlauheit aber auch. Wozu auch lange diskutieren über mangelhafte Noten? Wenn man diese nicht anspricht und offenbart, spart man sich ja so viel Zeit. Und Zeit für Diskussionen ist ja dann noch allemal, wenn die Zeugnisse kommen, nicht wahr? Schliesslich hat man selbst haufenweise gute Argumente für gewisse Ausrutscher und das ganze sowieso voll im Griff. Wie man eigentlich sein ganzes Leben schon voll im Griff hätte, wenn einem die Eltern da nicht immer wieder reinreden würden.


Reden ist Silber

Sie lesen es, bei uns wird geredet. Auf verschiedensten Niveaus und über Themen, die je nach Blickwinkel ganz anders daherkommen. Gemeinsam ist all diesen Gesprächen immer eines: eine Person, die sich überschätzt redet mit einer anderen Person, die ihr das so beibringen muss, dass sie dabei nicht den Mut verliert. Grenzen setzen ist wichtig, Freiraum geben aber eben auch.

Und hey, ganz ehrlich, überschätzen wir Eltern uns nicht auch immer mal wieder?


Für heute einmal etwas nachdenklichere Grüsse,

Ihre Anna Schreiber

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