An was denken Sie, wenn Sie «Klett» lesen?
Klettverschlüsse, klettende Kinder… – dann müssen Sie eine Mutter sein!
Den Klett Verlag oder Kletten aus der Biologie – dann gehören Sie wohl eher zu den Theoretikern ;-).
Und weil wir hier ja sozusagen entre-nous, von Mutter zu Mutter, schreiben, bleiben wir doch bei den lebensrettenden und entnervenden Klett-Versionen:
Mami braucht ihren Arm und muss ab und zu auch schlafen
Ich bin sehr gerne für meine Kinder da. Und ich bin dies auch seit deren Geburt 24 Stunden am Tag, keine Frage. Aber gerade in letzter Zeit macht mein Jüngster eine Phase durch, die mich langsam zur Verzweiflung treibt. Er klettet. Und wie! Mein Arm ist mittlerweile konstant im 45-Grad-Winkel nach hinten ausgestellt, damit die kleine Hand meine jederzeit ergreifen kann. Egal wo ich bin, ich bin nur noch halb einsatzfähig, denn ein Arm ist stets schon vergeben. Auch mein Geist scheint irgendwie bereits besetzt zu sein: ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen, ohne unterbrochen zu werden. Konstant quasselt mich mein Junior an und meist stellt er die gleiche Frage in Endlosschlaufe: gell, Du machst dies und das?
Meist geht es darum, ob ich auch wiederkomme, wenn ich a) zur Physiotherapeutin gehe, b) zur Arbeit gehe oder c) zur Toilette gehe. Hmpf! Ganz ehrlich: ich bin bis jetzt immer wieder gekommen und ich habe meinen Sohn wirklich noch nie (!) vergessen, nicht abgeholt oder gar ohne Aufsicht zurück gelassen. Diese Phase der Trennungsangst mag ja normal sein, aber angenehm ist sie ganz bestimmt nicht! Weder für das Kind (da bin ich mir sicher…) noch für die Mutter (und da noch viel sicherer!).
Ich freue mich ja jetzt schon wieder wie verrückt drauf, nachts mal nicht an irgendein Bettchen stolpern zu müssen um schlaftrunken mehrfach zu versichern, dass ich noch da bin (wo sollte ich wohl sonst mitten in der Nacht sein?) und morgen auch noch da sein werde, seufz.
Vom kletten zum Klett
Und wenn dann diese Phase vorbei ist, werden wir die nächste in Angriff nehmen: das Schuhe binden. Vorbei die Zeiten, als jedes Kind dies so schnell wie möglich lernen musste, weil es sonst die eigenen Schuhe nicht anziehen konnte. Heute ist ja alles viel einfacher: Klett, Klett, hurra! Jeder Schuh geht im Nu zu. Oder so…Die Industrie hat da ja tolle Fortschritte gemacht. Klettschuhe gibt es mittlerweile bis Grösse 41 und damit ist jeder Druck, das Binden zu lernen, genommen Mami hat nun auch keinerlei Unterstützung mehr bei dem Versuch, dem Kind das Binden beizubringen. Die Schuhe gehen ja auch so zu. Sonst gibt’s nicht zu binden. Der Bedarf an dieser Fähigkeit ist also überholt.
Allerdings hält ihr Kleinkind vielleicht auch den Einsatz von Messer und Gabel für überholt und futtert lieber mit den Händen, wie praktisch.
Meinen Jungs habe ich das Schuhe binden beigebracht und so manches Fischchen musste hier in den Teich hüpfen bzw. Häschenohren wurden irgendwie geschlauft. Die Grossen können nun auch Schuhe binden – zumindest theoretisch. In der Praxis sieht es so aus, dass sie dies nur ganz, ganz selten anwenden. Die Schuhe, die sie tragen, sind zwar zum Binden. Aber weil es heute eben trendy ist, schlüpft man in diese rein und raus ohne den Bände je zu entknoten bzw. eben wieder zu binden. Mittlerweile habe ich mich sogar selbst dabei erwischt, wie ich genau gleich mit meinen Turnschuhen verfahre, unglaublich!
Altes Brauchtum
Mein Kleinster aber, der muss sich demnächst dann wieder dem alten Brauch des Schuhe-Bindens stellen. Sobald er nämlich feststellt, dass er dann ja theoretisch meine Schuhe mit seinen zusammenbinden kann, dann wird er doch bestimmt daran interessiert sein, das Binden rasch zu lernen, oder?
Tja, ich freue mich, wenn wir dann vom kletten wieder mehr zum klettern kommen und ich dann, an den Schuhen zusammengebunden, gemeinsam mit meinem Spross höchste Höhen erklimme – klettern Sie mit?
Ihre Anna Schreiber
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