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Packlisten


Fahren Sie manchmal in die Ferien? Dann haben Sie doch garantiert auch schon einmal einen Blick auf eine der überall vorhandenen Packlisten geworfen, damit auch ja nichts vergessen geht. Hilfreich stehen da all die Dinge, an die man wohl eh denken würde und die man flugs abhakt mit dem guten Gefühl, alles im Griff zu haben.


Verpasst

Leider steht auf diesen Listen aber eben nicht, dass man sie am besten ein paar Tage vor dem Packen zur Hand nimmt und durchgeht. Damit die empfohlenen Medikamente noch zu Ladenöffnungszeiten besorgt werden können. Damit die schmutzige Wäsche, in der genau die Kleidungsstücke stecken, die man jetzt benötigt, noch gewaschen werden könnte. Und damit alle Dokumente und Fahrzeuge noch rechtzeitig inspektioniert werden können.

Jedes Jahr, wenn ich leise fluchend vor der geschlossenen Apotheke stehe oder mein Mann mir den Vortrag über regelmässigen Ölwechsel beim Auto hält, frage ich mich, weshalb ich das wohl schon wieder verpasst habe? Wie kann man nur so unorganisiert sein?


Nicht dieses Mal

Dieses Jahr aber war ich endlich einmal schlauer. Ich habe mir gleich selbst Packlisten geschrieben, die dann auch wirklich zugeschnitten auf unsere Bedürfnisse sind. Und das bereits vor Wochen! Natürlich macht es die Sache nicht einfacher, dass ein Sohn ins Lager fährt, einer dazu neigt, sich dauernd zu bekleckern und der dritte selbst noch nicht so genau weiss, ob er lieber schwimmt oder schlittelt oder Ski fährt oder wandert. Und auch die Tatsache, dass hier bereits jetzt alle erkältet sind, hilft nicht wirklich. Welche Krankheiten und Beschwerden könnten wohl ausbrechen und welche Medikamente kann ich dazu vorsorglich einpacken? Selbst der Hund, der zu einer Freundin in die Ferien geht, hat eine eigene Packliste. Es kann also rein gar nichts mehr passieren!


Packtag

Zuerst werden Sack und Pack gerichtet für den Lagerbesucher. Von ausreichend Kleidung über Medikamente (sicherheitshalber das volle Programm…) bis hin zu Sportsachen für den Fechtkurs, der auch noch im Skilager stattfinden wird, alles ist dabei. Die lebenswichtigen Notvorräte, falls das Lageressen nicht schmeckt, sind ebenfalls eingepackt.

Dann die Ausrüstungen für die anderen: Skiausrüstung, Helme, Kleidung, Badesachen, Fotoapparate, Ladegeräte, Telefone, Spielzeug – eines nach dem anderen wandert in den Koffer. Und eins nach dem andern wandert wieder heraus, weil Söhnchen eben doch nicht diesen Bären mitnehmen will sondern den anderen und weil Spiderman mit muss aber nicht der Kindergartenblock. Und die DVD’s, weshalb dürfen die denn nicht mit? Mami wird ein wenig unbeherrschter als sie alles nötige wieder einpackt und diverse DVD’s und Autöli wieder auspackt. Aber, noch immer ist alles im Griff. Es war eben doch eine super Idee, die Packlisten endlich einmal rechtzeitig fertig zu stellen und vorab zu prüfen, ob alles da ist.


Aufruhr

Lautes Fluchen unterbricht die Packharmonie. Während Mutter den Hundekorb und die Näpfe sowie Leine und Bedienungsanleitung für den Hund bereitgestellt hat, hat dieser entdeckt, dass das Gepäck des Lagersohnes auch für ihn etwas bietet: die Vorräte sind weg, der Sohn flucht und der Hund ist auch verschwunden. Nun gilt es schnell zu handeln, der Dorfladen hat noch genau 15 Minuten offen. Vater muss her bzw. eben dorthin, um die Vorräte zu erneuern. Murrend macht er sich auf den Weg, reklamiert über den ewigen Reisestress und versetzt damit alle in Hochlaune. Die Kinder sind unterwegs um den Hund überall in der Umgebung zu suchen, das Chaos ist wieder einmal ausgebrochen.

Währenddessen sitze ich am Boden vor dem halbfertigen Gepäck und mit einer kleinen Träne der Verzweiflung im Auge frage ich mich, weshalb es denn auch dieses Mal schon wieder schief gelaufen ist?

Nur gut, dass mich mein Hund gerade tröstend und – ich schwöre es – verschwörerisch lächelnd anstupst…

Ihre ferienreife Anna Schreiber

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