Wenn einer eine Reise tut, dann kann er viel erzählen. So oder ähnlich geht ja das Sprichwort dazu, nicht wahr? Wenn aber nicht nur einer, sondern mehrere, genannt «Familie» zusammen eine Reise tun, dann können die noch viel mehr erzählen.
Alles kaputt
Wir Eltern lieben es, fremde Länder und Kulturen zu entdecken. Für Kinder aber gestalten sich Reisen oft ganz anders als für uns. Meine zum Beispiel finden es überhaupt nicht spannend, irgendwelche halb kaputten Gebäude (Colosseum in Rom) oder gar nur noch Steinhaufen (kulturell-wertvolle Gebäude auf Malta) zu sehen. Sie finden, die könnten das ganze doch endlich mal reparieren und würden damit dann gleich einen viel besseren Eindruck machen.
Und wenn wir in den USA einen Trail begehen möchten, suchen die Jungs als erstes Mal den dort garantiert nötigen Kioskbetrieb. Hat es keinen Laden, kann der Trail ja wohl auch nichts sein, oder?
Selbst in der Schweizer Bergwelt läuft es nicht so, wie wir das gerne hätten. Während wie Eltern begeistert den Blick über die Gipfel schweifen lassen, reklamiert die Jungmannschaft, weil die Wanderwege uneben und voller Wurzeln sind. Und weil die Abkürzung über die Wiese mit Kuhfladen gepflastert ist. Das könnte doch wirklich mal jemand wegputzen, oder?
1001…
Dabei können Reisen doch so schön sein. Schon Scheherazade berichtete in ihren Geschichten in 1001 Nächten von fremden Ländern, exotischen Orten, aufregenden Kulturen… Während ich hingegen vielmehr von 1001 ganz anderen Orten berichten kann: öffentlichen Bedürfnisanstalten!
Mein jüngster hat neuerdings nämlich ein kleines Problem: er mag Sightseeing der Toiletten. Egal, wo wir sind. Egal, wann er zum letzten Mal war. Er muss. Jetzt. Sofort. Man glaubt ja gar nicht, wo ich mittlerweile schon überall auf dem stillen Örtchen war.
Während der Rest der Familie die halbe Stadt besichtigt, verbringe ich die Zeit mit meinem kleinsten Sohn auf einer Toilette. Dort kann man sich aber auch wunderbar umsehen, was es da alles zu entdecken gibt. Nur gut, dass Mami oft die jeweilige Landessprache nicht spricht und deshalb auch nicht erklären kann, was da an die Wände gekritzelt worden ist.
Unsere Abenteuer haben uns schon an Orte geführt, die wir fluchtartig wieder verlassen mussten. Und an andere, in denen Mein Sohn am liebsten seine ganzen Ferien verbracht hätte.
Andere Länder, andere Sitten
Auf jeden Fall sind es auch diese Orte, die einen die Sitten und Gebräuche anderer Kulturen mit erleben lassen. Und Orte, die man sonst ja niemals ansehen würde. Wenn mein Sohn diese Phase dann irgendwann hinter sich gebracht haben wird, werden mir diese Besuche wohl fehlen. Keine Erklärungen mehr zu Stehtoiletten oder Bidets, kein in der Handtasche mitgeführtes Desinfektionsmittel mehr. Und damit dann wohl auch keine Ahnung mehr, wie diese anderen Völker so sind… denn in den halbkaputten «Steinhaufen» kann ich es bestimmt nicht aktuell herausfinden, oder?
Ihre Anna Schreiber
PS – Falls Sie ähnlicher Probleme kennen, hier ein paar hilfreiche Übersetzungen für Toilette:
Tualet (Albanisch)
Komuna(Baskisch)
Restroom (Englisch)
Tualett (Estnisch)
Toilette (Französisch)
Twalèt (Hawaianisch)
Leithris (Irisch)
Salerni (Isländisch)
Servizio (Italienisch)
Cultus (Lateinisch…wer braucht DAS denn?)
Tat-tojlit (Maltesisch)
Toalett (Norwegisch)
Aseo (Spanisch)
Choo (Suaheli)
Banyo (Tagalog – Sie wissen nicht, wo man das spricht? Auf den Philippinen natürlich… habe ich eben nachgelesen)
Tuvalet (Türkisch)
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