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Reisen bildet - Teil 2


Wenn einer eine Reise tut, dann kann er viel erzählen. So sagt man doch, oder? Als simple Erwachsene denken wir da doch gleich an fremde Kulturen, sehenswerte Gebäude und Landschaften, fremde Gerüche und Sprachen und Abenteuer pur.


Als forschende Eltern aber verschieben sich unsere Perspektiven etwas. Wir suchen fortan in fremden Ländern Toiletten (siehe Reisen bildet - Teil 1), wissen sicherheitshalber in jeder Stadt, wo es das Haus mit den goldenen Bogen gibt und sind sehr daran interessiert, ob es Stadtrundfahrten auch als gekürzte Variante ohne die Kinder langweilende Erklärungen gibt. Man bildet sich nun einfach anders weiter.


Keine Beschwerden

Ich will mich darob ja auch nicht beschweren. Denn ich sehe in anderen Ländern nun plötzlich Dinge, die mir vorher nie aufgefallen wären. Statt «langweiligen» Museen besichtige ich nun actiongeladene Spielplätze weltweit. In Kirchen fachsimple ich nicht mehr über deren Baustil, sondern suche nach der Antwort, weshalb der Engel ein Baby hat und wo da wohl der Papi ist? Das tolle an dieser neuen Art des Reisens ist, dass es eigentlich vollkommen egal ist, wo man sich gerade befindet. Denn dem eigenen Kind ist es so etwas von schnuppe, ob es gerade eines der sieben Weltwunder sieht oder den Strand von Rimini. Möglicherweise findet es Zweiteren sogar viel besser. Und während ich mich nicht weiter beschwere über die anders gelagerten Attraktionen, die ich nun zu sehen bekomme, hält mein Nachwuchs sich da weniger zurück. Eiffelturm, Colosseum, Golden Gate? Laaangweilig! U-Bahn-fahren, Stierkampf, Wildwasserrafting? Yeah! Der Reiseplan ist vorgegeben und als harmoniesüchtige Eltern richten wir diesen ganz nach den Wünschen unseres Nachwuchses aus.


Aber doch auch Auszeiten

Nur manchmal, da packt es auch uns «Grosse». Wir wollen mal wieder einen Stadtbummel machen (ohne meckernde Begleitung, die sagt, dass sie nicht mehr laufen mag). Wieder mal ein Museum ansehen (ohne den Sicherheitsbeamten, der einen ermahnt, dass die Kinder nicht auf die Ausstellungsstücke klettern dürfen). Wieder mal eine Gegend erkunden ohne dass dauernd jemand fragt, wie weit man noch fahren muss. Und um diese wertvoll gewordenen Reisemomente zu geniessen nehmen wir uns eine Auszeit! Organisiert wird generalstabsmässig: die Kinder zur Grossmutter bzw. umgekehrt, denn sie müssen ja in den Kindergarten und die Schule. Der Hund zur Freundin. Die Reise gebucht, Hotel und Mietwagen auch. 4 herrliche Tage stehen uns bevor, in denen wir wieder einmal einfach Mensch sein können und nicht Mami und Papi sind.

Reisen bildet definitiv


Gestern war bei uns so eine Flucht angesagt. Nach Newcastle sollte es gehen, via Amsterdam. Sollte… Wussten Sie, dass das Wetter einem grausame Streiche spielen kann? Und wussten Sie, dass die Flughäfen, die man erreichen will, zwar offen sein können, aber dennoch nicht angeflogen werden. Weil z.B. im Rest von Europa das Schneechaos ausgebrochen ist und deshalb sämtliche Flugwege neu angeordnet werden müssen. Nun, nach einem sehr langen Tag in Warteschlangen weiss ich jetzt viel mehr: ich weiss, dass Menschen sehr geduldig sein können. Ich weiss, dass Amsterdam ein langweiliger Flughafen ist. Ich weiss, dass man sehr dankbar sein kann, wenn man ganz einfach wieder nach Hause kommt. Und ich weiss, dass mein Gepäck manchmal anders reist als ich (hoffentlich treffe ich es je wieder…). Da soll man mal sagen, Reisen bilde nicht! Aber wissen Sie was? Beim nächsten Mal nehme ich die Kinder wieder mit und dann besichtigen wir ganz einfach ein paar schöne Spielplätze – schlimmer als der Flughafen Schiphol kann’s auch nicht sein…


Reisefrustrierte Grüsse,

Ihre Anna Schreiber

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