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Rhythm 'n Blues


Wie wohl die meisten Eltern wollen auch wir nur das Beste für unsere Kinder. Darin eingeschlossen ist zu deren Leidwesen auch eine gute Ausbildung. Und diese wiederum bedingt, dass fleissig gelernt wird.


Diskussionen zum Sinn des Lernens...

... finden dann zwangsläufig immer mal wieder statt. Und die klassische Antwort „Du lernst nicht für mich, sondern fürs Leben" entlockt meinen Kindern das gleiche gelangweilte Gähnen wie einst mir. Und gerade bei solchen Gesprächen stelle ich fest, dass ich ja immer mehr erziehe, wie es meine Eltern schon getan haben, brrrr.....! So habe ich gestern meinem Sohn erklärt, er müsse die Geometrie-Aufgabe, vor der er ratlos sass, genau ansehen und irgendwie lösen. Und sei's auch, wenn er dazu halt nochmals die Theorie durchlesen muss. Er wollte wissen, wozu er überhaupt Geometrie brauche? In aller Weisheit habe ich ihm erklärt, dass man überall im Leben immer wieder auch dieses Wissen brauche, weil einem ja immer wieder Kreise und Ecken begegne. Gerade wollte ich mich zurücklehnen und freuen, dass ich ihm das so toll erklärt hatte, als er dann meinte, ich müsse ihm die Aufgabe erklären. Ein kurzer Blick darauf liess mich ahnen, dass ich das wohl kaum hinkriegen würde... und sein scharfer Blick hatte den Sachverhalt sofort erkannt: „siehst Du, Mami. Wenn Du das nicht kannst, dann braucht man's im Leben auch nicht!", war der lapidare Kommentar dazu. Tja, soll doch sein Lehrer die Sache nochmals erklären.


Basiswissen und Allgemeinbildung

Immerhin sind die Lehrer ja dazu da, ein gutes Allgemeinwissen zu vermitteln. Und tun das auch trotz enger Lehrpläne, nörgelnder Eltern und querulierender Kinder recht gut, Pisa hin oder her. Trotzdem gibt es leider immer noch massive Lücken in der üblichen Ausbildung, wobei diese je nach Eltern unterschiedlich definiert werden. Bei uns liegen sie im musikalischen und sportlichen Bereich. Unsere Kinder MÜSSEN alle je ein Instrument erlernen und einen Sport ausüben. Und mit leichtem Stolz kann ich sagen, dass wir hier auch ausnahmsweise einmal in unserer Erziehungsarbeit hart bleiben. Beim Sport ist die Sache ja auch nur halb so wild – denn das tun meine Jungs gerne. Bei der Wahl der Instrumente hatten wir ja eigentlich auch noch Glück: einmal war's das Klavier, das mittlerweile zum Keyboard geworden ist und bei dem die daraus entlockten Töne inklusive automatischer Begleitung echt gut tönen. Dann war's eine Gitarre, wenn schon, dann aber gleich eine E-Gitarre. Ok, ok, immerhin trifft man da ja auch jeden Ton und dann kann's ja nicht so schlimm werden...dachten wir. Stunde um Stunde quälen sich nun Sohn und Gitarrenlehrer durch „When all the saints" und es ist nicht davon auszugehen, dass wir hier einen neuen Künstler heranwachsen sehen.


Wenn dem Kind der Rhythmus fehlt

Mein zweiter Sohn hat ein grundlegendes Problem in Sachen Rhythmus. Während er als Kleinkind noch bei jeder Musik im Takt mitgetanzt und gehüpft hat, hat er diese Fähigkeit irgendwo kurz nach dem Kindergarten verloren. Und heute hört er zwar leidenschaftlich gerne sehr rhythmische Musik wie Hip Hop – aber den wirklich simplen Takt dabei findet er nie! Kein Wunder, dass auch das Gitarrenspiel zur Herausforderung für den Zuhörer wird. Ganz im Sinne der guten Allgemeinbildung und der oben erwähnten Freude, dass wir als Eltern endlich mal etwas durchgezogen haben, halten wir Sohnemann zum regelmässigen „Üben" und „Lernen" an. Bei ihm wird daraus aber mehr ein „Lärmen", das zu „Schüben" bei mir führt, seufz.


...kriegt Mami den Blues!

Bevor ich nun in eine tiefe Depression abstürze, haben wir die Flinte ins Korn geworfen und unserem Sohn erlaubt, aufzugeben. Tja, so viel zu unseren Erziehungsgrundsätzen... aber wissen Sie was: wenn ich meinen Kleinsten sehe, der vergnügt und voll im Takt zum Hip-Hop-Gedudel seines grossen Bruders tanzt, schöpfe ich Hoffnung, dass wir unseren Grundsatz dann doch noch einmal aufleben lassen können. Und bis dann erfreue ich mich doch ganz einfach daran, dass wir einen super funktionierenden CD-Player haben, der Rhythm und Blues je nach Wunsch serviert.


Musikalische Grüsse,

Ihre Anna Schreiber, muetter.ch

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