top of page
Suche
  • Autorenbildmuetter

Sommerhitze und Kinderarbeit - es gibt immer etwas zu tun


Buuuuh, ist das heiss! Wer hat bloss die Heizung dermassen aufgedreht?

Ich darf jammern. Denn ich war vor der Hitze, während des Dauerregens, glücklich und zufrieden. Weiss der Himmel; vielleicht ist das eine Alterserscheinung und Kindheitserinnerung, aber strahlend blaue Sommertagen sind mir immer leicht suspekt.


Stella, das Bauernkind

Dazu müssen Sie wissen, ich bin als Bauernkind aufgewachsen, inmitten Wiesen, Berge, Kühe und ... Arbeit, viel Arbeit, hauptsächlich im Sommer. Während meine Schulkolleginnen ihre Zeit in der Badi verbrachten, tolle Ferien am Gardasee erlebten oder eine Schifffahrt auf dem See genossen, schuftete (ja; schuftete!) Klein-Stella zu Hause auf dem Hof. Es gibt immer was zu tun, jey jiipj jiipi jey .... !


Und nie wird es dunkel

Schliesslich wollte man die Zeit nutzen um Heu einzufahren und Kirschen zu ernten. Und Zeit gab es an schönen Sommertagen reichlich, abends wurde es spät dunkel, durch die Sommerzeit noch später. Wirklich super Idee. Vielen Dank! Waren tonnenweise Heu und Kirschen unter Stalldach und Fach, war der zweite Schnitt Heu (genannt Emd, aber ich erspar Ihnen die Details) und - in Sachen Obst – die frühe Zwetschgenernte an der Reihe. Regentage brachten da die erhoffte Abwechslung. Aus meiner Sicht hätte es im Sommer 5 Wochen Dauerregen geben können. Rückblickend war das Wetter schön, IMMER schön.


Augen zu und schwitzen

Was habe ich all die Arbeit gehasst, und meine Eltern – die für meinen Schlamassel verantwortlich waren – gleich noch mit dazu! Wo immer möglich drückte ich mich vor der Arbeit, was mir den gebündelten Zorn meiner Geschwister einbrachte, die – mehr dienstbeflissen wie ich – meist gehorsam mithalfen. Da ich irgendwann wieder aus meinen Versteck kriechen musste, gab es kein Pardon – dann lieber gleich an die Arbeit, als sich noch mit dem grossen Bruder anlegen.


Mach was Gutes draus

Apropos «grosser Bruder»; Einer meiner Brüder litt an Heuschnupfen und durfte deswegen während der Heuernte im Haus bleiben. Als Ersatzaufgabe musste er aber für alle kochen. Wie habe ich ihn beneidet! So sehr, dass ich jeden Abend den lieben Gott um «etwas Heuschnupfen» gebeten habe. Mein Wunsch nach Heuschnupfen wurde nie erfüllt (wofür ich mich nachträglich noch bedanken möchte!), dafür ist mein Bruder heute erfolgreicher Koch.


Horror der Hausarbeit

Wenn heute meine Kinder wegen 15 Min. Mithilfe in Haus und Garten rummosern, zeige ich Ihnen immer meine Hände mit den alten Schwielen. Ok, nur wer ganz genau hinsieht kann da noch welche erkennen. Aber trotzdem, ich erzähle dazu meine Geschichten. Dass ich z. B. Erst mit 15 Jahren das erste Mal in einer Badi war und erst 4 Jahre später die ersten, natürlich selbstbezahlten Ferien erleben durfte.


Drama Baby!

Jeder der das hören oder auch nicht hören will erfährt davon. Jedes Jahr wird meine Vergangenheit noch etwas dramatischer und anstrengender, fast schon grausam. Meine Kinder zeigen sich trotzdem vom Inhalt wenig beeindruckt. Zu oft haben sie sich diese Horrorgeschichten (wie sie sie despektierlich nennen) anhören müssen.


Mamis-Monolog

Ausserdem kennen sie auch DEN Teil der Geschichte, der von Familienfeiern und Dankesreden an uns Kinder handelt. Meine Eltern waren ja keine Sklaventreiber. Aber mein Erzählfluss zeigt trotzdem Wirkung, denn welches Kind will sich schon alte Kamellen seiner Eltern anhören. Setze ich zum Monolog «Kindheit» an, erledigen die Kinder ihre Arbeit in nur 10 Min. picobello. Es gibt immer was zu tun, jey jiipj jiipi jey .... !


Herzlich, Ihre Stella van Bergen, mit ohne Schwielen

bottom of page