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Sommerzeit


Sommerzeit – Ferienzeit. Lange herbeigesehnt ist sie nun endlich da. Während Mutter leicht genervt die Koffer packt, lümmeln die Kinder vor dem Fernseher herum, wo sie keinen Unsinn anstellen können. Nur einer schafft es, sich unauffällig hereinzuschleichen und den Kofferinhalt neu zu strukturieren. Zahnbürste, Hose, Unterwäsche? Raus! Dafür kommt das Feuerwehrauto, die Malstifte und der grosse Teddy rein, denn das sind Dinge, die man wirklich braucht, oder? Und der Hund hat ja auch noch Platz... wobei dieser immerhin freiwillig von dannen zieht, bevor er tatsächlich im Koffer landet.


Mutter seufzt tief, als sie den umgepackten Koffer sieht, schickt den Kleinsten zu seinen Brüdern und entscheidet sich doch wieder für die Unterwäsche zu ungunsten vom Feuerwehrauto. Doch der jüngste Spross lässt sich nicht einfach so abschieben; mit Argusaugen überwacht er nun, was eingepackt wird und reklamiert über das, was eben keinen Platz findet.


So, die Hausherrin hat's geschafft und ist nun auch geschafft. Die Fahrt zum Flughafen vergeht schnell, was man vom einchecken dann leider nicht sagen kann. Die endlosen Schlangen, die man x-fach durchstehen muss, bis man endlich, endlich ins Flugzeug darf, rauben einem den letzten Nerv. Die ganze Familie wird platziert und angehalten, sich zu benehmen, bevor Mami nun erschöpft und definitiv schwer ferienreif in ihren Sitz sinkt.

Der Flug dauert lange, schliesslich wollte man ja unbedingt in dieses ferne Land. Die Unterhaltung an Bord bietet zwar Bildschirme mit Filmen und Spielen und auch an Essen mangelt es nicht – aber der Freiraum fürs Bewegungen fehlt allen, vor allem dem Kleinsten. Schon nach kurzer Zeit rutscht er gelangweilt hin und her und möchte irgendetwas tun. Keine Chance – genau wie alle anderen muss er auf seinem Sitz eingezwängt bleiben oder aber er erntet böse Blicke der Flugbetreuerinnen. Stunden später endlich setzt die Maschine zur Landung an und nach erneutem Schlangestehen fürs Gepäck und den Mietwagen ist es geschafft: die Ferien beginnen!


So weit, so gut. Bis hierher habe ich wohl geschildert, wie es Tausenden von Familien ergeht, die sich in einem Anfall von Fernweh für tolle Ferien weit weg entschieden haben. Nur, dass ich selbst nun auch betroffen bin. Meine Flugangst hat es bestimmt nicht leichter gemacht und ein wenig peinlich ist es ja schon, dass meine Kinder mich beruhigen mussten. Andererseits werte ich es als gutes Zeichen, dass sie das auch können. Mittlerweile sitzen wir in unserem Feriendomizil und geniessen die Sonne und den Strand. Nach ein paar Tagen gewöhnt man sich sogar daran, dass hier einfach alles etwas gemächlicher geht und niemand Eile zu kennen scheint. Vieles geht heute nicht und wenn's morgen nicht klappt, dann reicht ja übermorgen auch noch. Während ich mich die ersten Tage hier immer wieder genervt habe über das Tempo und den Arbeitswillen, ist es mir mittlerweile egal geworden. Im Gegenteil: ich geniesse sogar zwischenzeitlich den faulen Fluss, in dem man hier treibt. Und meine Kinder? Die haben sich hier gleich prima akklimatisiert. Weder Hitze noch Jetlag konnten ihnen etwas anhaben – schon am ersten Tag gab es so viel zu entdecken und zu tun. Und jeder Tag bringt neue Erlebnisse! Ich staune, wie es den Jungs gelingt, sich trotz fremder Sprache zu verständigen und mit welcher Leichtigkeit sie Anschluss beim Spiel mit anderen Kindern finden. Wären wir Erwachsenen doch manchmal auch so offen... wir könnten da einiges lernen von unseren Kindern!


Sie vermissen in dieser Kolumne den üblichen Humor? Vielleicht ist dieser bereits ein wenig aufgebraucht – denn hier in den Ferien finde ich so viele Gründe zu lachen, dass ich den ganzen Tag gut drauf bin. Während ich zuhause im Alltag meine Kolumnen ja als Katalysator brauche und dort den sonst nicht existenten Humor reinpacken muss. Seien Sie mir also bitte nicht böse, wenn ich heute ein wenig ruhiger, gelassener und nachdenklicher bin.

Ich versichere Ihnen, dass ich nach unserer Rückkehr bereits wieder mit witziger Feder schreiben werde – denn alleine schon der Gedanke an den Heimflug verspricht, dass ich das Lachen dann wieder nötiger habe. Und Ferien, die werde ich dann wohl auch nötig haben...

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen auch eine erholsame, ruhige und gute Sommerzeit!

Ihre Anna Schreiber, muetter.ch

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