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Waschküchen-Mystery


Mögen Sie Vergnügungsparks?

Ach, was für eine Frage – Sie wohnen ja auch in einem, so wie ich! Ihre 4 Wände sind doch ein einziges Amüsement, nicht wahr? Spass beim Betten machen, Aufregung beim Bad putzen, flaue Gefühle in der Küchenachterbahn und Geschicklichkeitstests beim Staubsaugen. Spass ohne Ende!


Und der tollste Ort von allen, sozusagen die Königsdisziplin, spielt sich in der Waschküche ab. Egal ob Sie mit anderen zusammen die Waschküche in einem Mietshaus benutzen oder eine eigene Waschküche nutzen, diese Räume sind irgendwie stets gleich. Der Boden praktisch angemalt in einem wischfesten, fröhlichen Grau. Die Wände in frechem Weiss, wobei oft das Mauerwerk dahinter noch zu erkennen ist. Der ganze Raum strahlt Zweckmässigkeit aus. Niemand hält sich hier eigentlich gerne auf. Und, ganz ehrlich, ausser Ihnen hält sich hier sowieso niemand auf!


Selbst der Hund streift nur kurz durch den Raum um festzustellen, ob es allenfalls irgendwo ein paar Krumen für ihn übrig hat. Ansonsten meidet sogar er diese Grotte. Einzig Ihren Mann können Sie ab und zu noch zu einem kurzen Besuch hier unten bewegen. Allerdings braucht es dazu schon mindestens eine auslaufende Waschmaschine in Verbindung mit einem unwissend-flehenden Blick sowie der Drohung, dass er

1. bald keine sauberen Hemden mehr hat und

2. damit rechnen muss, später noch viel mehr Reparaturen ausführen zu müssen


Wir Mütter aber haben öfters das Vergnügen, Zeit hier zu verbringen. Einem Lastesel gleich schleppen wir Berge von Wäsche hierher, sortieren und suchen, stauen und stopfen und amüsieren uns dabei ganz prächtig. Alleine die Frage, weshalb unser Sohn in 3 Tagen 7 Hemden schmutzig bekommt aber keine einzige Unterhose, treibt den Adrenalinspiegel in ungeahnte Höhen. Der Zustand der Wäsche lässt einen gerne mal erschauern und dank den Geräuschen der nebenan liegenden und scheppernden Heizung sowie den eigenartigen Gerüchen, die der Wäsche entströmen, wähnt man sich rasch in einer Geisterbahn. Der Griff in die klebrig-schleimigen Hosentaschen des Jüngsten tut dann sein Übriges.

An die Gänsehaut, die meinen Körper hier überzieht, habe ich mich mittlerweile ja gewöhnt. Aber eines der grössten Mysterien überhaupt, auf das ich hier treffe, beschäftigt mich noch immer: wie kann ich 2 Socken in die Waschmaschine hineingeben und nur noch eine herausholen? Wohin geht die andere Socke? Siehst sie während des Waschgangs verzweifelt durchs Bullauge der Maschine in die Tristesse des Raumes und beschliesst, sich vom Acker zu machen? Wie findet sie den Weg hinaus aus dem theoretisch dicht geschlossenen Raum? Gibt die Mama-Socke das jahrhundertelang gehütete Geheimnis der Fluchtwege aus einer Waschmaschine an ihre Sockenkinder weiter? Wird der Mensch je in der Lage sein, diese Frage zu beantworten?


Statt über Hühner und Eier und deren Reihenfolge zu rätseln oder die Darwin-Theorie in Frage zu stellen würden man sich bestimmt viel besser mit dieser viel praktischeren und viel mehr Menschen betreffenden Frage auseinandersetzen. Und ich verspreche demjenigen, der dieses Rätsel lösen kann, dass er mich auf meinem nächsten Trip durch den Vergnügungspark in meinem Haus kostenlos und ohne Zeiteinschränkung begleiten darf!


Ihre Anna Schreiber

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