Nun ist es bald wieder so weit – Jauchzet ihr Himmel, frohlocket ihr Engel! Weihnachten steht vor der Tür. Ich bin voller Vorfreude!
Realistisch betrachtet
«Hach wie schön. Bald wieder Weihnachten» hauche ich, neige den Kopf in Richtung meines Liebsten und rühre im Kaffee. «Bald wieder Zeit, um sich Daheim richtig einzukuscheln, Punsch zu schlürfen und Guetzli zu knabbern. Mit all diesen Düüüüften. Herrlich. Und jetzt noch dieser Schneeeeee. Alles weiss.» Versonnen blicke ich aus dem Fenster. «Wie liebe ich sie, diese leisen und friedvollen Tage, voll Ruhe und Gelassenheit,» selig schaue ich meinen Mann an. Günther blickte hinter seiner Zeitung hervor. «Ja», meint er dann trocken. «Friedvolle Tage mit Ruhe und Gelassenheit», er blickt mich fragend an. «Und wo bringen wir so lange die Kinder hin?» Ist ja gut. Vielleicht sehe ich das jetzt, anfangs Dezember, etwas zu idealistisch. Klar ist Weihnachten nicht, oder nicht nur, das Fest der Liebe, Freude und Glück. Weihnachten birgt immer gewisse Stressmomente. Nichts schlimmes. Man muss sie einfach kennen.
Weihnachtsfalle 1: Ehrgeiz
Letztes Jahr hatten meine Kinder und ich den Ehrgeiz 12 Sorten Weihnachtsgebäck herzustellen. Nicht nur simple Mailänderli sollten es sein. Wir wollten Vanillekipferl, Spitzbuben und schön glasierte Zimtsterne. Die Herstellung der Teige war Pipifatz. Von jeder Sorte ein Pfund ergaben zusammen stolze 6 Kilo. Die Kinder waren begeistert und voller Tatendrang. Bis Kind Nr. 5 irgendwie den Mehlsack erwischte. Kind Nr. 4 saugte auf. Einerseits das Mehl, anderseits die Haarspange von Kind Nr. 3. Da Kind Nr. 3 die Haarspange zur weihnächtlichen Ballettaufführung dringend benötigte, fiel es wild über den Staubsauger sowie Kind Nr. 4 her. Dabei übersahen sie Kind Nr. 2, welches mit dem ersten Blech Spitzbuben in den Keller wollte. Als alles aufgewischt war, wurde es Kind Nr. 1 schlecht. Wir reduzierten auf 11 Sorten Gebäck. Ich stach mich durch diese bis Mitternacht. Danach brauchte ich, mein Backofen sowie Zuckerspiegel dringend eine Regeneration.
Weihnachtsfalle 2: Mischplanung
Aus früheren Jahren habe ich gelernt. Ich beginne deshalb im September mit Planen und Organisieren von Geschenken. Zudem lege ich mir ein Budget zurecht. Das ist praktisch und schränkt die Entscheidung wunderbar ein. MICH finden sie ab dem 20.12. in keinem Laden mehr. Ich bin doch nicht blöd! Mein Kind Nr. 1 ist auch nicht blöd aber knappe 27 Jahre jünger als ich. Sie braucht noch diesen verzweifelten «ich-find-nix-passendes-mehr»-Kick. Am 23.12. beginnt sie mit «nach Geschenke umschauen und so». Denn da lässt sich abschätzen, von wem Geschenke kamen, resp. noch kommen. Damit kann sie ihrerseits genügend Gegengeschenke in petto haben. Da heisst es gut einteilen, aber «ist ja noch mega viel Zeit und so ....» . Das «total-wenig-und-keine–hat-weniger-Taschengeld» macht ihr meistens einen Strich durch die Rechnung. Am Morgen des 24.12 fängt sie deshalb oft verzweifelt zu Basteln an. «Schnödes Papier, Leim, Bleistift und so» reicht jedoch nicht aus. So bittet man gegen 16 Uhr Mami noch kurz um Fahrdienst ins Shopping-Land. Nach ca. 1 Std. ist der «spezielle-glitzer-glimmer-Strass und so» dann gefunden. Halleluja!
Denn sie wissen nicht (wirklich) was sie tun
Und doch wird es alle Jahre wieder schön. Sehr schön sogar. Trotz ehrgeizigen Zielen und verplanter Organisation schaffen wir es immer wieder, alles unter einen Tannenbaum zu bringen. Unsere Ruhe und Gelassenheit ist zwischendurch nicht ganz so, wie sie sein könnte, aber wir lernen jedes Jahr dazu. Was sollen wir mit 12 Gebäcksorten? Mailänderli sind ja doch die Besten! Auch Anna wird vielleicht irgendwann im September mit Basteln beginnen (jedoch schwer zu glauben) Alles braucht seine Zeit. Das tolle ist, wir kriegen jedes Jahr eine neue Chance Weihnachten zu zelebrieren. Klar kann man sich immer wieder fragen: Why Nachten? Ich aber sage Ihnen: Why not!
Herzlich Ihre Stella van Bergen
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